Die Wassergeburt erfreut sich in Deutschland einer immer größer werdenden Beliebtheit.
Bereits jede dritte schwangere Frau möchte ihr Kind durch eine Wassergeburt zur Welt bringen. Hintergrund ist, dass dem neugeborenen Kind ein besonders entspannter und stressfreier Einstieg in das Leben ermöglicht wird.
In der Realität sieht es allerdings so aus, dass nur etwa jedes zwanzigste Baby tatsächlich durch eine Wassergeburt auf die Welt kommt.
Warum das so ist, was eine Wassergeburt genau bedeutet, was die Vor- und Nachteile sind, haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Wassergeburt erfüllt werden?
Damit eine Wassergeburt für die schwangere Frau in Frage kommt, müssen einige Bedingungen erfüllt sein.
Die 37. Schwangerschaftswoche muss abgeschlossen sein und es darf somit keine Frühgeburt sein.
Es dürfen keine Vorerkrankungen vorliegen und auch Infektionen wären ein K.O. Kriterium für eine Wassergeburt.
In der Spätschwangerschaft darf es nicht zu Blutungen gekommen sein.
Neben Blutungen dürfen auch keine anderen Komplikationen aufgetreten sein.
Das ungeborene Kind darf sich nicht in der Beckenendlage befinden.
Die Herztöne des Kindes müssen unauffällig und regelmäßig sein.
Bei Mehrlingsgeburten ist eine Wassergeburt ebenfalls nicht möglich.
Was genau ist eine Wassergeburt und wie ist der Ablauf?
Wenn ein Kind durch eine Wassergeburt zur Welt kommt, dann passiert dies unter Wasser. Ist es geboren, hebt die Hebamme es aus dem Wasser und legt es auf den Bauch der frischgebackenen Mutter. Die Durchtrennung der Nabelschnur erfolgt in den meisten Fällen noch im Wasser.
Ab wann befindet sich die gebärende Schwangere im Wasser?
Bei einer Wassergeburt ist es so, dass die Gebärende über den Zeitraum der gesamten Geburt im Wasser ist. Das bedeutet von der Eröffnungsphase bis zur Austreibungsphase befindet sich die werdende Mutter in der Geburtswanne. Die Wanne ist mit Wasser zwischen 34 und 36 Grad Celsius gefüllt. Also angenehm warm, aber nicht zu heiß. Das Wasser reicht etwa bis zum Bauchnabel.
Auf Wunsch kann das Wasser auch höher eingelassen werden bis in Höhe der Brust.
Wie groß ist eine Geburtswanne und wie findet man Halt darin?
Eine Geburtswanne bietet der werdenden Mutter sehr viel Platz und Bewegungsfreiheit. Sie fasst bis zu 700 Liter Wasser. Die Wanne ist mit mehreren Griffen ausgestattet und teils auch Seilen, die sicheren Halt bieten.
Wie kann man unter Wasser sicherstellen, dass es dem Baby gut geht?
Auch bei einer Wassergeburt werden die Herztöne des ungeborenen Kindes überwacht. Dies erfolgt mit Hilfe von wasserdichten Schallköpfen. Zudem sind während der Geburt auch die Hebamme und der behandelnde Arzt anwesend. Sollten unerwartet Komplikationen wie beispielsweise Kreislaufprobleme oder auch Übelkeit auftreten, wird die Geburtswanne sofort verlassen.
Was sind die Risiken bei einer Wassergeburt?
Wir empfehlen, grundsätzlich vor der Geburt das Thema Wassergeburt mit der Hebamme und dem behandelnden Arzt zu besprechen. Natürlich gibt es – wie bei jeder anderen Geburtsform auch – das Risiko, das Komplikationen auftreten können. Eine Hebamme kann diese aber im Detail erläutern, damit man im Vorab bestens aufgeklärt ist und für sich abwägen kann.
Folgende mögliche Risiken und Nachteile einer Wassergeburt zeigen wir hier auf:
Wenn Komplikationen auftreten, ist es im Notfall möglicherweise so, dass die Hebamme nicht so schnell eingreifen kann, wie bei einer normalen Geburt außerhalb der Geburtswanne.
Bei einer Wassergeburt ist es nicht möglich, eine Schmerzerleichterung durch eine PDA (Periduralanästhesie) zu bekommen.
Das Infektionsrisiko für die Geburtswunde ist erhöht, wenn die Nachgeburt in der Geburtswanne erfolgt und die frisch gebackene Mama danach noch längere Zeit in der Geburtswanne verbleibt.
Die Vorteile einer Wassergeburt für die werdende Mutter:
Bei einer Wassergeburt ist für die werdende Mutter der Wehenschmerz durch das warme Wasser deutlich erträglicher.
Weiterhin wirkt sich das warme Wasser auch positiv auf Ängste und Anspannung aus und gibt der Schwangeren ein entspannteres Gefühl.
Das Risiko eines Dammriss wird deutlich gesenkt, da Muskulatur und Gewebe durch das warme Wasser weicher und elastischer sind.
Der Muttermund öffnet sich leichter.
Im Wasser ist der Drang zu pressen deutlich geringer.
Die Vorteile einer Wassergeburt für das neugeborene Kind
Für das Baby bedeutet eine Wassergeburt eine sehr stressfreie Möglichkeit auf die Welt zu kommen. Das Kind kommt vom warmen Fruchtwasser in das warme Wasser der Geburtswanne, bevor es seine neue Welt erblickt. So ist der Wechsel nicht ganz so groß und der Stress deutlich gemindert.
Besteht die Gefahr, dass ein Baby bei einer Wassergeburt ertrinkt?
Ganz klar nein. Das frischgeborene Baby verfügt über einen Atemschutz-Reflex und einen Tauchreflex. Der schützt das neugeborene Baby zuverlässig vor dem Ertrinken.
Was bedeuten diese Reflexe?
Feine Rezeptoren in der Gesichtshaut des Babys , die besonders zahlreich um Mund und Nase herum sind, geben beim kleinsten Kontakt mit Wasser ein Signal an den Kehlkopf, der die Luftröhre sofort verschließt. So wird zuverlässig verhindert, dass das neugeborene Kind Wasser in seine Lunge bekommt.
Wie wird das Kind während der Wassergeburt mit Sauerstoff versorgt?
Auch während einer Geburt im Wasser ist die Sauerstoffversorgung gesichert. Das Kind wird über die Nabelschnur, mit der es mit der Mutter verbunden ist, zuverlässig mit Sauerstoff versorgt. Eine Unterversorgung ist also nicht möglich.
Extrawissen: Der Atemschutz-Reflex verschwindet im Laufe der ersten sechs Lebensmonate.
Müssen frischgebackene Mutter und Baby nach einer Wassergeburt länger im Krankenhaus bleiben?
Ganz klar nein. Wenn keine besonderen Komplikationen auftreten, können Mutter und Kind die Klinik nach der Geburt ganz normal verlassen. Es muss nichts besonderes beachtet werden. Für die Heimfahrt aus dem Krankenhaus, sollten dann die Babyschale für das Auto und der Kinderwagen bereit stehen, sowie wie üblich ein erstes Set an Babykleidung mit in die Klinik gebracht werden.
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